Donnerstag, 30. November 2023

Der erste Schnee

 


 „Was machst du da?“, fragte Lazai, der verschlafen am frühen Morgen ins Wohnzimmer getapst kam, nur um zu sehen, dass sein Freund mit dem Gesicht am Fenster klebte.
„Es ist so weiß“, war alles, was er als Antwort von Reece bekam.
Lazai hob verwirrt eine Augenbraue an. Weiß? Wo war die Farbe denn so schnell über Nacht hingegangen?
Der Engel zog seine dunkle Stoffjacke enger um sich und trat dann hinter Reece. Er stellte sich auf seine Zehenspitzen und blickte ihm über die Schulter nach draußen. Es war in der Tat sehr weiß, wie er feststellte.
„Was ist das?“, fragte Lazai leise über diesen Zustand nach. Es wirkte, als wären die Wolken vom Himmel gefallen und hatten sich nun wie Watte über dem Boden ausgebreitet, wobei einige davon in den Bäumen hängen geblieben waren und wieder andere rieselten in großen Flocken gen Boden.
Reece horchte bei der Frage auf und drehte sich zu ihm um, ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen: „Sag nicht, du hast noch nie Schnee gesehen?“
Lazai schüttelte zur Antwort mit dem Kopf. Schnee? Das war ihm tatsächlich gänzlich unbekannt. Zumal er nicht oft auf der Erde unterwegs gewesen war und wenn dann meist nur im Frühjahr oder Sommer, ganz selten noch im Herbst. Den Winter über war er für gewöhnlich im Himmel unterwegs oder in Gegenden wo es selten bis nie zu so einem Zustand kam.
„Oh“, kam es von Reece und er machte Platz am Fenster. Der Hexenmeister legte einen Arm um die schmale Hüfte von dem Engel und zog ihn neben sich ran. Neugierig blickte er nach draußen, der Hof in ihrer Wohnanlage sah aus wie ein Gemälde.
„Es sieht so weich und hübsch aus“, murmelte Lazai begeistert davon.
Reece lächelte stolz und nickte zustimmend.
„Können wir rausgehen?“, fragte Lazai nach und sah aus großen blauen Augen zu Reece auf, der kurz zu überlegen schien. Anschließend nickte er, da er offensichtlich nie Nein sagen konnte, wenn es um eine Bitte von Lazai ging.
Der Engel lächelte vergnügt und lehnte sich ihm entgegen, gab ihm einen Kuss auf die Wange, ehe er sich aus seinem Griff wandte und in den Flur ging.
„Möchtest du nicht wenigstens noch Schuhe anziehen? Oder eine Jacke? Schatz?“, rief Reece ihm fragend hinterher und folgte, nur um zu sehen, dass Lazai bereits nach draußen gegangen war. Reece schüttelte amüsiert darüber den Kopf und zog sich seine Schuhe an, sowie eine dicke Jacke und einen Schal, ehe er dann, passend gewappnet für die Kälte, ebenfalls nach draußen ging.

Der kleine Engel stand inmitten der verschneiten Wiese vor dem Wohnkomplex und blickte nach oben in den Himmel. Ein weites, freudiges Grinsen zeichnete sich auf seinen vollen Lippen ab und ein aufgeregtes Glitzern fand sich in den strahlend blauen Augen wieder. Die Flocken blieben in seinen braunen Locken hängen und gaben ihm etwas Reines, Unschuldiges. Reece blickte ihn schmunzelnd an, sein Bauch kribbelte bei dem Anblick des Engels.
Lazai sah schließlich zu seinem Freund rüber und streckte seine Hand nach ihm aus.
„Reece, komm zu mir“, sagte er auffordernd und der Hexenmeister kam der Bitte nur zu gerne nach. Er reichte seinem Engel die Hand und Lazai umschloss diese mit seinen Fingern, zog Reece so näher zu sich und grinste zu ihm auf, stellte sich leicht auf seine Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. Der Hexenmeister erwiderte den Kuss sanft und lächelte in diesen hinein.
Es hatte fast schon etwas Märchenhaftes. Lazai seufzte zufrieden in den Kuss, als Reece ihn enger an sich zog.
„Ich find es schön sowas mit dir teilen zu dürfen“, wisperte der Engel lächelnd an die Lippen seines Freundes.
„Das… freut mich sehr, ich find es auch schön“, erwiderte Reece grinsend.
Lazai sah ihn glücklich an, als er kurz Niesen musste.
Reece lachte: „Wir sollten vielleicht wieder rein gehen bevor du dich noch verkühlst.“
„Ich bin doch bereits kühl?“, sagte Lazai perplex.
Der Hexenmeister grinste amüsiert: „Nicht so, eher in Richtung Erkältung.“
„Achso“, sagte Lazai leise und runzelte die Stirn.
„Du bist zwar selber kalt, aber das macht dich nicht immun gegen diese Kälte“, wusste der Hexenmeister grinsend.
„Ja, das mag wohl sein“, meinte Lazai leise und ließ sich von Reece in den Arm nehmen und zurück in die Wohnung schieben.

Lazai würde dennoch gerne wieder zurück nach draußen, vielleicht wärmer gekleidet. Er wollte wissen, was man mit dem Schnee noch so alles machen konnte, aber das musste wohl noch etwas warten. Reece setzte dem Engel wenig später eine heiße Schokolade vor und packte ihn in eine Decke, um ihn wieder aufzuwärmen. Der Engel hatte sich dafür einen Platz am Fenster gesucht und sah nach draußen. So konnte er den Schnee auch genießen.

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Text wurde zur Verfügung gestellt von Noá Lunara.
Idee, Charaktere und Ausführung stammen aus ihrer Feder und sind daher urheberrechtlich geschützt. :)

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