von Anita della Donna
Triggerwarnungen: Gewalt in der Beziehung, Gewalt im Allgemeinen
Liebe – was verbirgst du? Was tust du für sie? Deine Seele verkaufen? Töten? Sterben? Ist Liebe Opfer? Sie nahm, was ich dachte, dass sie sei.
In einem verschwiegenen Dorf, wo endlose Lavendelfelder wie dunkle Wellen im sanften Wind tanzten und der betörende Duft der Blumen die Sinne bezauberte, residierte eine sinnliche Frau von atemberaubender Schönheit: Evangeline. Ihr schwarzglänzendes Haar, das ihr Gesicht wie ein Rahmen umgab, die vollen, roten Lippen und die makellose, mondbeschienene Haut verliehen ihr eine Aura der Mystik. In ihren großen, rehäugigen Augen schien eine geheime Welt zu schlummern, eine Welt, die sie entschlossen hinter einem Schleier des Schweigens bewahrte. Evangeline, die Bewahrerin der uralten Magie, schöpfte ihre Kräfte aus den märchenhaften Lavendelfeldern, und ihr Wissen und ihre Macht waren von ungeahnter Tiefe.
Ihr Herz, erfüllt von unaufhörlichem Mitgefühl, leitete sie dazu, ihre Magie im Verborgenen zu nutzen, um den Dorfbewohnern und den Kreaturen des Waldes beizustehen. Doch dies sollte niemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken, denn die Magie barg düstere Geheimnisse in sich.
In einer schicksalhaften Nacht, als der silbrige Vollmond den Himmel regierte und die Sterne in ihrer vollen Pracht leuchteten, betrat ein mysteriöser Wanderer das Dorf. Seine langen, blonden Haare und seine eisblauen Augen verliehen ihm ein düsteres und geheimnisvolles Erscheinungsbild. Als sich die Blicke von Evangeline und dem geheimnisvollen Fremden zum ersten Mal kreuzten, entfachte zwischen ihnen ein Liebesfeuer von erstickender Leidenschaft. In den sternenübersäten Stunden der Nacht, hörte sie von ihm, dass er Gabriel hieß, ein Dieb und ein Freigeist. Evangeline, die das Gute in jedem Menschen suchte, versuchte, ihn zu verstehen und hoffte auf eine Veränderung. In einer dieser Nächte, nachdem ihre Seelen sich in leidenschaftlicher Vereinigung vereint hatten, entdeckte sie auf Gabriels linkem Arm einen tätowierten Kompass und fragte sanft: "Welche Bedeutung trägt dieser Kompass für dich?" Er küsste sie leidenschaftlich und antwortete: "Er zeigt mir den Weg zu dem, wonach meine Seele sich sehnt - er führt mich immer wieder zu dir."
Die Nächte verstrichen unter dem Silbermond, geprägt von tiefen Gesprächen und sinnlichen Berührungen, doch der Dieb blieb bei seinen Wegen und wünschte sich, in Freiheit zu leben.
Schließlich trennten sich ihre Wege, obwohl ihr Herz ihm gehörte.
Jahre zogen ins Land, und in einer stürmischen Nacht ritt Evangeline durch die Lavendelfelder, als sie ein brennendes Haus entdeckte. Ihre Intuition trieb sie dazu, zu helfen, und sie fand einen schwer verletzten Mann, dessen Gesicht von den Flammen entstellt war - aber sie sah den linken Arm des Mannes, sie sah das Tattoo, das er hatte: einen Kompass. Es war Gabriel, ihr Gabriel. Inmitten der finsteren Nacht konnte sie nicht tatenlos zusehen, wie der Tod grausam die Liebe ihres Lebens verschlang. "Nein, du wirst ihn nicht aus meinem Herzen reißen, niemals!", schrie sie verzweifelt in die Dunkelheit. Der bleiche Mond, Zeuge des Schreckens aus der Ferne, rief ihr entgegen: "Ich weiß, was du vorhast. Du darfst nicht den Pfad des Verderbens betreten, es liegt nicht in deiner Macht. Egal wie sehr du ihn liebst, die Konsequenzen werden entsetzlich sein. Tu es nicht!" Doch Evangeliene war in ihrem Entschluss gefangen: "Ich werde selbst die düstersten Konsequenzen auf mich nehmen!" Der Mond, voller Schrecken, mahnte sie: "Die Dunkelheit wird dich verschlingen, die Dunkelheit wird alles von dir rauben!"
Verzweifelt griff Evangeline nach den verbliebenen Überresten ihrer uralten Magie, vereinte die Kräfte der Natur und der Liebe in einem uralten Ritual und schuf eine Verbindung zwischen ihm und dem Duft des Lavendels, der den Ort erfüllte. Doch die Magie verlangt immer ihren Preis, und Evangeline wusste, dass sie bereit war, alles zu opfern, um ihn zu retten. In einem blutigen Ritus verströmten sie und Gabriel ihr Blut in die Lavendelfelder, während die Dunkelheit der Nacht und die Stille der Blumen um sie herumwirbelten. Sie brachte Gabriel, dessen Körper fast leblos war, nach Hause und schlief an seiner Seite ein. Als der nächste Tag anbrach, zeigte Gabriels Gesicht keine Spur mehr von Verletzung. Als er seine Augen öffnete, durchzuckte ihn ein Schmerz, der förmlich aus seiner Seele zu kommen schien. "Nein, nein, ich lebe, ich lebe noch!", schrie er verzweifelt, als ob er sich davor fürchtete, zurückgekehrt zu sein. Evangeline erwachte vor Schreck aus ihrem Schlaf und stammelte: "Was ist passiert? Gabriel, ich bin hier, Evangeline... ich..." Gabriel unterbrach sie mit einem Ausbruch von Wut und Verwirrung. "Oh, Evangeline, meine Evangeline, wie oft habe ich von deinem Gesicht geträumt. Aber das hier fühlt sich an wie ein Albtraum. Ich war tot, fast befreit von all dem Elend. Warum bin ich zurück in dieser verdammten Welt?"
Evangelines Herz schlug rasend, während sie ihm erklären wollte, dass sie ihn gerettet hatte, doch eine tiefe Angst überkam sie. "Erzähl mir, was passiert ist, mein Gabriel", flehte sie.
Gabriel antwortete mit einem Schmerz in seinen Augen: "Evangeline, meine Evangeline, es sind Jahre vergangen, seitdem wir uns zuletzt sahen. Mein Herz hat immer dir gehört, aber ich habe eine Tochter bekommen, Valeri, hieß sie. Sie hatte blonde Locken und strahlend blaue Augen, ein wahrer Engel. Aber sie wurde wegen mir umgebracht, Evangeline. Wegen mir. Ich trage die Schuld an ihrem Tod. Sie haben unser Haus in Flammen gesetzt, und als ich dort ankam, war es bereits zu spät. Also stürzte ich mich in die Flammen, um zu sterben, Evangeline."
Evangeline, von Verzweiflung erfüllt, fragte: "Wer hat das getan?"
"Mächtige Menschen, mit denen ich mich angelegt habe", erwiderte Gabriel. "Ich möchte sterben, Evangeline. So kann ich nicht weiterleben. Erzähle mir, was passiert ist."
Evangelines Herz war erfüllt von Schmerz und Angst, daher erzählte sie ihm nur von dem Moment, als sie ihn gefunden und nach Hause gebracht hatte. Sie erzählte ihm nicht von ihren Zauberkräften.
In der nächtlichen Stille standen beide vor dem Haus, das nun nichts als ein Haufen Staub und Verwüstung war. Gabriel weinte bitterlich, seine Schreie durchdrangen die Dunkelheit.
Die Nächte verstrichen, und Evangeline hütete ihr düsteres Geheimnis. Doch in einer dieser finsteren Stunden trat Gabriel in ihr Schlafgemach und flehte, ihre Wärme zu spüren. "Ich verlange nach Liebe, Evangeline", flüsterte er. "Darf ich mich an dich schmiegen?" Sie nickte und zog ihn näher zu sich. Während sie sich küssten, begann eine schaurige Verwandlung und Gabriel verwandelte sich in ein monströses Werwesen, ein Geschöpf des Schreckens.
In diesem furchterregenden Augenblick ertönte die donnernde Stimme des Mondes, der Evangeline anklagte: "Ich habe es dir gesagt: Die Dunkelheit wird dich verschlingen!"
Panisch rannte Evangeline davon. Der blutdürstige Werwolf verschwand durch das Fenster, und Evangeline schrie vor Schmerz: "Was habe ich meiner Liebe angetan? Ich habe dich verflucht! Oh, bitte verzeih mir!" Ihre Schreie zerrissen die Nacht, während sie ein Pferd ergriff und dem Werwolf folgte, um ihn aufzuhalten, bevor er weiteres Unheil anrichten konnte.
Doch es war zu spät. Als sie das Dorf erreichte, das sie so sehr liebte, sah sie nur noch das Chaos. Blut und Leichen waren allgegenwärtig, und die Menschen, die sie so innig geliebt hatte, waren zu Opfern des schrecklichen Werwolfs geworden.
"Oh, Evangeline, was hast du getan? Man kann nichts retten, was sich nicht retten lassen will. Es ist nicht deine Bestimmung, meine Evangeline", mahnte der Mond sie eindringlich.
"Ich weiß, Mond, aber ich liebe ihn so sehr", flüsterte sie mit Tränen in den Augen. "Liebe allein reicht manchmal nicht aus, mein Herz. Du kannst das Herz eines Menschen nicht ändern. Gabriel war schon vorher von Dunkelheit umgeben. Du weißt, ich bin der Mond, und ich weiß alles. Er war kein Dieb, mein Stern; er war ein Mörder. Die mächtigen Menschen, von denen er dir erzählt hat, haben sich an ihm gerächt, weil er deren Tochter für Geld getötet hat. Sie wollten ihn umbringen und haben versehentlich auch seine Tochter getötet. Deshalb hat er sich in einen Werwolf verwandelt, denn die Dunkelheit wohnte bereits in ihm", erklärte der Mond.
Evangeline konnte es nicht glauben und schrie verzweifelt: "Nein, Mond, nein, du lügst! Mein Gabriel würde so etwas niemals tun!"
Der Mond antwortete mit trauriger Stimme: "Aber siehst du nicht, was er hier angerichtet hat, mein Stern?"
Evangeline brach in Tränen aus: "Nein, das ist alles meine Schuld. Ich habe ihn zu diesem Ungeheuer gemacht, weil ich egoistisch war. Ich werde ihn retten."
Am nächsten Tag fand sie ihn nackt auf einem Feld liegen. Sie bedeckte ihn und brachte ihn nach Hause. "Evangeline, was habe ich getan? Ich erinnere mich an alles, aber ich hatte keine Kontrolle", gestand Gabriel, seine Stimme voller Verzweiflung. "Evangeline, meine Retterin, wie ist das möglich? Ich wurde verflucht."
Evangeline wagte es nicht, ihm die schreckliche Wahrheit zu sagen, denn sie fürchtete, wie er reagieren würde, wenn er davon erfahren würde.
Bei jedem Vollmond verwandelte er sich, und Evangeline suchte verzweifelt nach einer Lösung, um den Fluch zu brechen und ihn zu erlösen. Eines Tages fand sie eine alte Hexe, die ihr enthüllte, dass es nur einen Weg gab, den Fluch zu beenden, aber dieser Weg war mit einem hohen Preis verbunden: "Wer auch immer den Fluch gesprochen hatte, muss vergehen, Erst dann kann der Mann aus diesem Fluch auferstehen."
Evangelines Herz war von Güte erfüllt, und sie konnte dieses Geheimnis nicht länger in sich tragen. Sie war sich sicher, dass Gabriel sie verstehen würde, denn schließlich liebte er sie.
Sie ging zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich. Dann gestand sie ihm alles, wie sehr sie ihn liebte, dass sie ihn niemals hatte verfluchen wollen, und sie erklärte ihm, wie er den Fluch brechen konnte.
Gabriel liebte Evangeline, so sehr, wie er dazu fähig war. Doch sein Herz war von Dunkelheit und Egoismus durchdrungen. Er nahm Evangeline in seine Arme und sagte: "Ich liebe dich, Evangeline, wirklich. Aber so möchte ich nicht weiterleben." Mit diesen Worten verwandelte er sich und griff Evangeline gewaltsam an, biss sie in den Hals, sodass sie zu bluten begann. Dann aß er ihr Herz auf, während sie vor Schmerz schrie.
Der Mond trat auf und sprach: "Du hast ein so wundervolles Wesen getötet, wie konntest du nur?"
Gabriel antwortete mit Schmerz in seiner Stimme: "Sie hat mich verflucht, ich dachte, so würde ich meinen Frieden finden. Warum lebe ich noch?"
Der Mond erklärte: "Nicht sie hat dich verflucht, Gabriel, du hast dich selbst verflucht mit deinen Taten. Doch du bist nun unsterblich, du kannst den Fluch nicht brechen. Du wirst für die Ewigkeit mit ihm leben müssen."
Lavendelfelder, süßer Duft der Blumen und das sanfte Licht des Mondes. Evangeline wachte auf. Sie fühlte sich verloren, als wäre sie aus einem schrecklichen Albtraum aufgewacht. “Es war nur ein Albtraum” Ihre Blicke wanderten zu ihrer Wade, auf der sich ein blauer Fleck ausbreitete. Gabriel, ihr Freund, hatte sie gestern in einem heftigen Streit so sehr verletzt, dass sie die Treppe hinuntergestürzt war. Das war nicht das erste Mal gewesen, dass er sie misshandelt hatte. In diesem Moment erkannte Evangeline, dass Gabriel sich Hilfe suchen musste. Sie wusste, sie musste sich von ihm trennen, sich selbst lieben und sich vor weiterem Schaden bewahren. Ihr Handy läutete, und auf dem Display stand der Name "Gabriel". Doch sie entschied sich, den Anruf nicht entgegenzunehmen.
Über die Autorin
Anita della Donna ist eine leidenschaftliche Liebhaberin von Kunst, Schreiben und Tanz. Nach ihrem Studium an der Universität zu Köln tauchte sie in die Welt der Deutsch-Italienischen Gesellschaft ein. Dort war die Autorin als Dozentin für Kinder aktiv und begleitete insbesondere Familien mit italienischem Migrationshintergrund, um ihnen bei der Integration in Deutschland zu helfen. In Vorbereitung auf ihre kommende Reise als Kunsttherapeutin in Köln verknüpfe die Autorin ihre Liebe zur Kunst mit dem Wunsch nach Heilung und Kreativität. Derzeit arbeitet Anita an einem Projekt in Köln namens "Das kreative Frauen Café", das Frauen unterschiedlicher Kulturen zusammenführen soll. Als Autorin hat sie die Bücher "Und der Mond sah alles", "Und der Mond sprach" und "Mondeshauch" geschrieben, die im Zusammenhang mit dem StoryOne-Wettbewerb entstanden sind.